Motivauswahl und Standort

Beobachtungsplanung mit Stellarium

Die Planung des Beobachtungsabends kann am eigenen Rechner erfolgen. Empfehlenswert hierfür ist die, unter Open Source Lizenz stehende, Software Stellarium. Stellarium ist eine Planetariumssoftware, die für alle gängigen Computerplattformen (Linux, Windows, OS X) verfügbar ist. Es bietet eine ausgezeichnete Visualisierung des nächtlichen Himmels. Auf einem Notebook installiert ist es auch ein wertvoller Helfer während der Beobachtung vor Ort.

Screenshot der Software Stellarium Die Software Stellarium eignet sich sehr gut zur Planung des Beobachtungsabends und später auf den Notebook auch als Begleiter während der Beobachtung.

Auch für die Fotoplanung kann Stellarium wertvolle Dienste leisten, da es über eine Objektivsimulation verfügt, die es ermöglicht den Bildbereich von beliebigen Objektive/Sensorkombinationen vorab zu simulieren. Dies ist insbesondere bei der Fotografie von Objekten von Vorteil, die infolge ihrer Position nur schwer zu finden sind. Das folgende Beispiel zeigt dies an der Whirlpool-Galaxie, die mit einem 200 mm Objektiv aufgenommen wurde. Die Gegenüberstellung des mit Stellarium simulierten Bildbereiches (Linkes Bild; Rotes Rechteck) mit dem tatsächlichen Bildbereich der Kamera zeigt eine sehr gute Übereinstimmung der Sternenpositionen.

Mit Stellarium simulierter Bildbereich Mit Stellarium simulierte Ansicht eines 200 mm Objektives auf einer Kamera mit APS-C Sensor.
Mit der Kamera aufgenommener Bildbereich Aufnahme der gleichen Himmelsregion mit einer Canon EOS 50D (2 Sekunden Belichtungszeit; ISO 12800).

Motivauswahl

Mond und Planetenbeobachtungen können auch innerhalb von Stadtgebieten durchgeführt werden. Für die Deep-Sky Fotografie von Galaxien, Kugelsternhaufen und planetarischen Nebeln ist ein dunkler Standort allerdings unerlässlich. Diese Objekte sind unter günstigen Bedingungen bereits für Objektive mit Lichtstärke f/4.5 geeignet. Da sie bereits mit bloßem Auge zu erkennen sind, kann man sie mit wenig Übung am Nachthimel finden und aufgrund Ihrer Helligkeit auch schon in den Einzelaufnahmen erkennen. Günstige Objekte für den Einstieg sind beispielsweise:

  • Orionnebel
  • Plejaden
  • Andromedagalaxie

Die meisten Deep-Sky Objekte kann man mit bloßem Auge nicht erkennen. Oft befinden sie sich jedoch in der Nähe hellerer Sterne. Dies kann zum auffinden genutzt werden, denn es reicht zumeist einen Nachbarstern anzuvisieren, um bei den vergleichsweise kurzen Brennweiten auch die Galaxie oder den Nebel im Bildfeld zu haben. Beispiele für solche Objekte sind:

  • Nordamerikanebel (Deneb anvisieren)
  • Flammennebel (Linken Gürtelstern im Sternbild Orion anvisieren)
  • Ringnebel in der Leier (Gamma und Beta Lyrae anvisieren; siehe unten)

Bei der Lokalisierung kann die Software Stellarium helfen:

Das Rote Rechteck zeigt den Bildbereich eines 200 mm Objektives an einer Kamera mit APS-C Sensor im Sternbild Leier.
Der Ringnebel kann mit bloßem Auge nicht erkannt werden, befindet sich aber ungefähr in der Mitte zwischen Beta und Gamma Lyrae. Da der Bildbereich der Kamera groß genug ist, reicht es die Sterne Beta und Gamma Lyrae anzuvisieren.

Nähe zu Städten und Industrieanlagen meiden

Richtig gute Beobachtungsbedingungen wird man in Mitteleuropa leider nur noch schwer finden. In Deutschland sind Mecklenburg-Vorpommern und die Alpenregion noch am besten geeignet. Auch wenn man nicht in diesen Regionen wohnt, findet man in der Regel einen günstigeren Beobachtungsstandort wenn man ein paar Kilometer weit ins Umland fährt. Die Beobachtung sollte so geplant werden, dass die Beobachtungsrichtung möglichst frei von Lichtverschmutzung ist. Besonders gut geeignet sind Gebiete mit geringer Bevölkerungsdichte wie Wälder und Seenlandschaften.

Städte und Industrieanlagen als Quellen starker Lichtverschmutzung erschweren die Astrofotografie.

Objekte die hoch am Himmel stehen sind zu bevorzugen

Das ausgewählte Motiv sollte möglichst hoch am Himmel stehen, denn der Horizontbereich ist besonders stark von Lichtverschmutzung betroffen. Darüber hinaus muss das Sternenlicht von niedrig stehenden Sternben längere Strecken durch die Atmosphäre zurücklegen.

Der horizontnahe Bereich eignet sich nicht für die Astrofotografie, da Sterne durch Lichtverschmutzung überstrahlt werden.

Welche Phase hat der Mond und wo steht er?

Selbst bei idealem Wetter und guten Umgebungsbedingungen kann der Vollmond die Astrofotografie nahezu unmöglich machen. Um Überraschungen zu vermeiden, sollte man sich vorher informieren, wann der Mond wo am Himmel stehen wird. Die Planung sollte so gestaltet werden, das der Mond entweder gar nicht oder niedrig am Himmel steht. Das Motiv sollte so weit wie möglich weg vom Mond stehen.

Bild 13: Vom Mond reflektiertes Sonnenlicht hellt den Himmel in dessen Nähe auf und macht Astrofotografie von Deep-Sky Objekten unmöglich.

Standortsuche

Für jede Art der Astrofotografie ist es wichtig, einen geeigneten Standort zu finden. Dieser sollte einen gewissen Mindestabstand zu starken Lichtquellen wie z.B. Städten oder Industrieanlagen haben. Generell sollte man Lichtquellen meiden.

Light pollution map of central europe Lichtverschmutzungskarte von Mitteleuropa.

Auch das Scheinwerferlicht von vorbeifahrenden Fahrzeugen kann durch den Sucher in die Kamera eingespiegelt werden und dort die aktuelle Aufnahme ruinieren. Durch die kurze Belichtungszeit bei der Astrofotografie ohne Nachführung ist dieses Problem allerdings nicht so dramatisch wie bei der normaler Astrofotografie, denn man verliert "weniger Zeit" durch schlechte Aufnahmen.

Mit Hilfe von Lichtverschnutzungskarten kann man einen geeigneten Standort in Heimatnähe finden. Die folgenden Links führen zu Webseiten, die solche Karten zur Verfügung stellen: